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Wie Badminton Abdulrahman gestärkt hat

Von Jörg Manthey

Bielefeld (WB). Solch ein Malheur passiert nun mal, wenn die nötige Zeit zum regelmäßigen Training fehlt. Weil Abbas Abdulrahman sichtlich stämmiger geworden ist, musste der irakische Nationalspieler in Diensten des BC Ajax seine Kollektion an Badminton-Shorts einmotten und eine Nummer größer wählen.

Die nächste Nebenwirkung: »Leider bin ich auch viel langsamer geworden«, bedauert der 22-Jährige, der mit seiner Leistung im gestrigen Mixed überhaupt nicht zufrieden war. »Ich war nervös und hatte kein Gefühl am Ball. Meine Aufschläge waren richtig schlecht.«

Abbas Abdulrahman ist in Bagdad aufgewachsen. Ein Fluchthelfer half der verfolgten Familie einst, aus dem Irak zu entkommen. Nach abenteuerlicher Wanderung über die Berge ging's mit gefälschten Pässen ins Ausland. 1999 erreichten sie Deutschland, lebten zunächst in der Nähe Rostocks und fanden 2000 in Bielefeld Asyl. Noch immer ist Abdulrahman einer der besten Badmintonspieler der arabischen Welt.

An der Seite seines Doppelpartners Jara Azad, Nummer 200 der Einzel-Weltrangliste, gewann er 2010 die Arabische Meisterschaft. Im Mixed schaffte er es zusammen mit Sana Majad zumindest bis ins Viertelfinale. Einsätze für den Irak dürften indes bald der Vergangenheit angehören. Da Abbas Abdulrahman seit einem halben Jahr deutscher Staatsbürger ist, hat er weisungsgemäß einen Antrag gestellt, die irakische Staatsbürgerschaft abzugeben. »Dieser Prozess zieht sich aber etwa zwei Jahre hin. So lange könnte ich wohl noch für den Irak spielen.«

Doch die widrige Trainingssituation wird nicht besser. Die schulische Ausbildung verlangt einen hohen Einsatz. Sein Lebensmittelpunkt ist seit 2009 Erlangen, dort die Siemens Technik Akademie. Staatlich geprüfter Industrietechnologe mit Schwerpunkt Automatisierungstechnik: So lautet Abdulrahmans Berufsziel. Ab dem 4. April absolviert er in Erlangen ein Praktikum bei Siemens; es geht um Walzwerke-Projektierung und -Inbetriebnahme.

Dass er einst über die Schul-AG der Kuhlo-Realschule zum Badminton fand, sollte sich für den Flüchtlingssohn als goldrichtige Wahl erweisen. Diesem Sport hat er unglaublich viel zu verdanken. »Der BC Ajax ist alles für mich, wie eine kleine Familie«, blickt er auf seinen Reifeprozess zurück. »Und mein Trainer Robert Panasiewicz wie ein zweiter Vater.« 2001 hatte ihn der Pole zunächst beim TuS Eintracht unter seine Fittiche genommen (»Ich habe schnell gesehen, dass er seine Stärken im Doppel hat« und in der Jugend bald zu einem der besten Spieler in NRW geformt.

Da ist es natürlich Ehrensache, dass Abbas Abdulrahman, so lange es irgend geht, weiter jedes Wochenende von Erlangen zu den Punktspielen der Ajax-Landesligamannschaft pendeln wird.