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Badminton-DM: Dauer-Champion Marc Zwiebler ist von einer Virusinfektion geschwächt

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Fünf Mal ist Marc Zwiebler in Bielefeld bereits Deutscher Meister geworden. Meistens war es Formsache für den Weltranglisten-14., den überragenden deutschen Badmintonprofi. In diesem Jahr nicht: Der fünffache Champion ist nach einer Viruserkrankung noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte.

»Körperlich geht es mir zwar wieder ganz gut, aber ich bin immer noch etwas außer Form«, sagte der 27-jährige Bonner am Freitag in der Seidensticker-Halle, wo die Titelkämpfe am Sonntag mit dem großen Finaltag zu Ende gehen. Zwieblers Problem: »Ich bin während der Spiele schneller als sonst außer Atem, und der Mund ist trocken.« Doch der Linkshänder, der vier Mal in Folge den Titel geholt hat, will sich trotz der lästigen Beschwerden erneut durchschlagen. Es sind die Spätfolgen einer Virusinfektion, die er sich im Dezember bei Turnieren in Asien zugezogen hatte. Die Erkrankung hatte ihn zu strikter Bettruhe gezwungen Ñ ungewohnt für einen Profi, der normalerweise von Turnier zu Turnier um den Globus hetzt.
Vom Krankenbett zum Titel lautet nun in Bielefeld das Motto. Bislang lief alles nach Plan. Allerdings musste sich Zwiebler gestern im Achtelfinale 46 Minuten lang beim 21:18, 21:16 gegen den Hamburger Sebastian Rduch mächtig strecken, um die Runde der letzten Acht zu erreichen. Doch die härteren Prüfungen kommen erst noch, und mehr denn je hat der Titelfavorit die Konkurrenz auf der Rechnung. Zwiebler: »Die Chancen für die jüngeren Spieler, mich zu besiegen, waren noch nie so gut. Wenn sie es in diesem Jahr nicht schaffen, dann weiß ich es auch nicht.«
Absagen wie Juliane Schenk, das andere Aushängeschild des Deutschen Badminton-Verbandes (DBV), wollte er die Titelkämpfe aber auf gar keinen Fall - auch nicht, als er sich kurz vor der DM zu allem Überfluss auch noch eine schmerzhafte Verletzung am Ballen der rechten Hand zugezogen hatte. Zwiebler: »Es ist für mich das Selbstverständlichste, mich bei der Meisterschaft zu präsentieren und den Zuschauern den Spaß zu bieten, den wir alle bei unserer Sportart haben.«
Das ehrt den 27-Jährigen, dessen Hauptaugenmerk in dieser Saison dennoch auf den Olympischen Spielen in London liegt. Als Weltranglisten-14. ist er zwar so gut wie qualifiziert, ein gewisses Restrisiko besteht aber noch. Also muss Zwiebler bei den Qualifikationsturnieren bis Ende April weiterhin alles geben. Am liebsten wäre es ihm, wenn er die Qualifikation bereits vorzeitig perfekt machen könnte: »Schließlich möchte ich auch mal gern eine Woche frei haben, ohne krank im Bett zu liegen.«
Schon jetzt hat er sich für seine zweite Teilnahme nach 2008 ein ehrgeiziges Ziel gesteckt: »Olympia ist nur alle vier Jahre und deshalb vier Mal so groß wie eine Weltmeisterschaft. Dabeisein ist vieles, aber auch nicht alles: Ich will versuchen, eine Medaille zu gewinnen.« In Bielefeld aber soll zuvor der sechste DM-Titel her - trotz angeschlagener Gesundheit.