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BADMINTON-DM: Die Einzelmeister Konon und Zwiebler kommen auf unterschiedliche Weise zum Erfolg

VON HANS-JOACHIM KASPERS

Bielefeld. Der eine kämpfte bis zum Umfallen und machte mehrfach mit dem harten Boden der Bielefelder Seidensticker Halle Bekanntschaft, die andere schwebte federleicht zum Erfolg: Unterschiedlicher als für Marc Zwiebler und Olga Konon, die neuen deutschen Badmintonmeister in den Einzel-Konkurrenzen, kann der Weg zu einem Titel kaum sein.

Mit einem Jubelschrei quittierte Olga Konon ihren glatten 2-Satz-Finalerfolg über Karin Schnaase (21:17, 21:11). „Ganz ehrlich: Ich hatte erwartet, dass es schwieriger werden würde“, sagte die 22-Jährige, die bei ihrem erstem DM-Start auf Anhieb Meisterin wurde, allerdings in Abwesenheit der klaren Nummer eins, Juliane Schenk, die krankheitsbedingt abgesagt hatte. Schnaase, die zum dritten Mal hintereinander das DM-Finale verlor, konnte der erst im vorigen Sommer eingebürgerten Weißrussin nur im ersten Satz phasenweise Paroli bieten. „Olga hat taktisch sehr gut gespielt und immer mit zwei, drei Punkten geführt. Um sie nervös zu machen, hätte ich auch mal Gleichstand herstellen müssen“, erklärte die Verliererin.

Konon war einfach nur glücklich über den ersten Meistertitel in ihrer Wahlheimat. „Als ich vor fünf Jahren in die deutsche Bundesliga eingestiegen bin, war so ein Erfolg meilenweit weg“, erinnerte sie sich an die Anfänge ihrer Karriere. International gesehen ist die Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ein Rückschritt – als Weißrussin wäre Konon, die schon an den Olympischen Spielen in Peking teilnahm, wohl sicher für London qualifiziert gewesen. „Ich sehe das aber langfristig: In Weißrussland hätte ich mein Niveau nicht mehr verbessern können – ich will einfach mehr“, meinte die aktuelle Nummer 38 der Weltrangliste. Und mit etwas Glück könnte es sogar immer noch mit dem zweiten Olympia-Start klappen.

Den hat Marc Zwiebler als Nummer 15 der Weltrangliste so gut wie sicher. Und national ist der Saarbrücker ohnehin die Nummer eins, auch wenn er zur Zeit nicht hundertprozentig fit ist. So musste er in einem Klasse-Match mit vielen spektakulären Ballwechseln gegen seinen Trainingskollegen Dieter Domke in den dritten Satz, um letztlich mit 21:12, 21:23 und 21:15 zu triumphieren. „Gegen dieses lange Elend ist so schwer durchzukommen, außerdem hat Dieter mich ganz schön hin und her gescheucht“, sagte Zwiebler, der mit blutigen Knieen zur Siegerehrung antrat. Anschließend nahm er sich fast ein Stunde Zeit für seine Fans – ein Zeichen dafür, wie sehr er seinen sechsten deutschen DM-Titel genoss.

Ein neues Gesicht: Die erst im Sommer 2011 eingebürgerte Olga Konon sicherte sich bei ihrem ersten DM-Start gleich den Titel im Damen-Einzel. Der gebürtigen Weißrussin wird eine große Zukunft vorhergesagt. FOTOS: CHRISTIAN WEISCHE

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Ingo Kindervater (33) wurde damit völlig überrascht: DBV-Vizepräsident Dietrich Heppner hat dem deutschen Topspieler mit der größten Erfahrung den Markus-Keck-Gedächtnispokal übergeben. Diese besondere Ehrung ist nicht nur Auszeichnung für sportlichen Erfolg, sondern vor allem Würdigung für das menschliche Verhalten und die Vorbildfunktion eines Sportlers. Der von der Familie Keck in Gedenken an den 1996 verstorbenen Nationalspieler Markus Keck initiierte und 2007 vom DBV übernommene Preis ist mit einem 500-Euro-Förderbetrag ausgestattet und wird jedes Jahr verliehen. Foto: Jörg Manthey

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»Jaaaaaaaaa«: Der Weltranglisten-14. Marc Zwiebler holte seinen sechsten deutschen Titel. Birgit Michels avancierte mit zwei Titeln zur erfolgreichsten DM-Teilnehmerin. Michael Fuchs holte Gold und Silber. Fotos (3): Thomas F. Starke1,98-Meter-Mann Dieter Domke kämpfte tapfer und gewann auch den zweiten Satz.

Die Bärte der Nationalspieler - DBV-Vize Dietrich Heppner über Deutschlands Aufstieg

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Sein gewonnenes Halbfinale gegen Lukas Schmidt dauerte 67 Minuten, das verlorene Endspiel gegen Marc Zwiebler 69 Minuten: Damit war Marathon-Mann Dieter Domke an den beiden längsten Einzeln der 60. Deutschen Badminton-Meisterschaften beteiligt.

Marc Zwiebler warf nach dem Gewinn des sechsten Titels ausgelassen Schläger und Hemd ins Publikum und ächzte mit trockener Kehle und blutenden Knien, dafür glücklich: »Der Dieter ist so ein langes Elend. Zwei Meter groß, vier Arme. Er hat mir heute alles abverlangt.« Domke, in Kasachstan geboren, haderte: »Schade, schade. So knapp war es noch nie.« Für den 24-Jährigen lautete das Zauberwort dieser DM, das sofort die Runde machte, nicht »Olympia« (»Der Zug ist für mich abgefahren« , sondern »verletzungsfrei«. Erstmals seit vielen Jahren konnte der Sportsoldat vom 1. BC Bischmisheim das Turnier topfit bestreiten. »Mein Ziel sind die Turniere nach Olympia, die dann nicht mehr so saustark besetzt sind. Ich möchte mir eine gute Position für Olympia 2016 verschaffen.«
Bei der Siegerehrung bat Zwiebler seinen Doppelpartner mit aufs oberste Podest. »Im nächsten Jahr stehen wir zusammen hier oben.« Diesmal war noch im Viertelfinale Endstation. Warum die deutschen Nationalspieler einträchtig unrasiert herumliefen, verriet Domke: »Bis zur Team-Europameisterschaft in zwei Wochen in Amsterdam rasieren wir uns nicht. Das hat Tradition seit sechs Jahren. Dort lassen wir dann einen Schnurrbart stehen. Das hat uns im letzten Jahr Glück gebracht, als wir Dritter wurden.«
Wie 2010 und 2011 war Birgit Michels (27) mit dem Titel im Mixed und Damendoppel die erfolgreichste Sportlerin der Titelkämpfe. Dietrich Heppner, Vizepräsident Leistungssport des Deutschen Badminton-Verbandes, sieht handfeste strukturelle Gründe für Deutschlands kontinuierlichen Aufstieg in die Badminton-Elite: »1998 hatten wir einen Bundestrainer und einen Bundesjugendhonorartrainer. Heute haben wir in jeder Disziplin zwei, insgesamt 16 hauptamtliche Trainer. Sogar einen für Talentsichtung und -entwicklung, sowas gibt's in ganz Europa nicht. Dazu zwei Bundesstützpunkte, denen es an nichts fehlt. Zehn Bundeswehrplätze, um unseren Assen ein sorgenfreies Profidasein zu ermöglichen.« Jedoch, so Heppner: »Wir haben weniger Geld zur Verfügung als vor 14 Jahren. Wir machen nur mehr draus.«
Dass Bielefeld bis 2016 DM-Austragungsort bleibt, erfreut Heppner. »Wir wissen, dass nicht alle Spieler begeistert darüber sind. Doch hier haben wir solide, freundliche Partner, die so eine Veranstaltung stemmen können. Hier weiß ich, es klappt. Diese Meisterschaften haben den Standard der Danish Open. Wir genießen das.« Ein schöneres Kompliment hätte es für Axel Seemann (Play Sportmarketing), in dessen Händen die Gesamtleitung lag, kaum geben können. Sportwww.dm-badminton.de