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Badminton-DM: 22-Jährige holt den Titel - Zwiebler schlägt sich durch

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Auf alle Schläge ihrer Finalgegnerin Karin Schnaase hatte Olga Konon gestern die passende Antwort - auf die Fragen beim Sieger-Interview nicht. »Ich bin glücklich.« Mehr brachte die 22-Jährige nach ihrem ersten deutschen Badminton-Meistertitel zunächst nicht heraus.

Normalerweise ist der Umgang mit der deutschen Sprache für die gebürtige Weißrussin, die seit fünf Jahren in Deutschland lebt und im Juli eingebürgert wurde, überhaupt kein Problem. Doch in diesem emotionalen Moment nach dem souveränen 21:17-21:11-Finalsieg war vor 1000 Zuschauern in der Seidensticker Halle die Nervosität so groß, dass ihr ausnahmsweise die Worte fehlten. Das aber war zweitrangig: Die Freude über den Titelgewinn bei ihrem ersten DM-Start stand der Weltranglisten-38., die vor ihrer Meniskusoperation im Oktober schon 26. gewesen war, deutlich ins Gesicht geschrieben.
»Ich hatte erwartet, dass es anstrengender würde«, sagte die neue deutsche Meisterin, als nicht mehr alle Augen auf sie gerichtet waren. Trotz des klaren Spielverlaufs - Konon setzte sich in beiden Sätzen früh ab - habe sie sich nie sicher gefühlt: »Ich habe immer gedacht, jetzt kommt sie noch heran.« Das aber passierte nur in Ansätzen. Selbst das letzte Aufbäumen der für ihre Kämpferqualitäten bekannten Schnaase zum 11:14 im zweiten Durchgang brachte keine Wende. Danach punktete nur noch Konon - bis zum Sieg nach 39 Minuten. »Olga hat das Tempo und damit auch das Spiel bestimmt. Sie hat es gut verstanden, schnelle Bälle hinten in die Ecken zu spielen. Karin ist es schwergefallen, sich zu befreien«, urteilte Konons Bischmisheimer Teamkollege, Doppelmeister Johannes Schöttler, der gestern das Coaching übernommen hatte.
Bei der Verliererin flossen viele Tränen. »Ich bin mit ihren Schlägen nicht klar gekommen«, sagte Schnaase, die ihrem ersten Duell gegen Konon lange entgegengefiebert hatte. »Olga ist eingebürgert und mir vor die Nase gesetzt worden. Ich wollte unbedingt gegen sie spielen«, sagte die Lüdinghausenerin, die zum dritten Mal in Folge im DM-Finale leer ausging: »Vielleicht habe ich ja etwas zu viel gewollt, und es hat deshalb nicht gereicht. Jetzt freue ich mich auf das nächste Mal.«
Zunächst aber werden aus Konkurrentinnen Teamkolleginnen. Bei der Team-EM vom 14. bis 19. Februar in Amsterdam wollen Konon und Schnaase gemeinsam mit Juliane Schenk, der bei der DM fehlenden Nummer eins, dafür sorgen, dass Deutschland mindestens den zweiten Platz des Vorjahres wiederholen kann. Mit im Team sind auch die anderen Titelträger von Bielefeld: der nunmehr sechsfache Einzel-Champion Marc Zwiebler, die Doppel Ingo Kindervater/Johannes Schöttler, Sandra Marinello/Birgit Michels und das Mixed Michael Fuchs/Birgit Michels. Sie alle verteidigten ihre Titel erfolgreich.
DM-Organisator Axel Seemann zog nach vier Wettkampftagen ein positives Fazit: »Wir sind wieder einen Schritt weitergekommen. Ich freue mich schon auf die nächsten Jahre.« Bis mindestens 2016 wird die Badminton-Elite noch in Bielefeld aufschlagen.

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BADMINTON-DM: Angeschlagener Zwiebler wehrt sich nach besten Kräften

Bielefeld (dogi). Der Favorit wankte. Er fiel auch richtig übel hin, nachdem er bei dem Versuch, einen schwierigen Ball zu retten, über eine Teppichbodenkante gestolpert war. Doch am Ende seines hochklassigen Drittrundenmatches gegen Sebastian Rduch hieß der Sieger wieder einmal Marc Zwiebler – wie immer seit 2008 bei der Deutschen Badmintonmeisterschaft in Bielefeld.

„Wenn mich die Jungen schlagen wollen, dann ist in diesem Jahr die beste Gelegenheit dazu“, hatte die unumstrittene Nummer eins gerade mal zwei Stunden vorher verlauten lassen: Zwiebler fühlt sich auf Grund eines Trainingsrückstands infolge einer fiebrigen Erkältung und einer Handverletzung noch nicht ganz fit. „Ich bin kurzatmiger als sonst und muss viel häufiger zur Trinkflasche greifen. Das zeigt mir, dass mit meinem Körper noch nicht alles in Ordnung ist“, erklärte der 27-Jährige, der auf einem guten Weg zu den Olympischen Spielen in London ist. Anders als so manche Spitzenspielerin ließ es sich Zwiebler nicht nehmen, an der DM teilzunehmen, die er als ein Highlight im Jahreskalender betrachtet: Es sei immer schön, sich seinen deutschen Fans präsentieren zu dürfen.

In Bielefeld verlangte ihm sein Gegner gestern alles ab. „Das war mein bisher bestes Spiel gegen Marc. Ich glaube, er musste wirklich an seine Grenzen gehen“, meinte Rduch, der beim 18:21 und 16:21 im ersten Satz lange führte und auch im zweiten Durchgang beinahe jeden Punkt erst nach spektakulären Ballwechseln weggab. „Die Möglichkeit, die Sensation zu schaffen, war da. Ich werde weiter daran arbeiten“, sagte der zufriedene Verlierer.

Am zweiten Tag der DM verabschiedeten sich erwartungsgemäß die letzten ostwestfälischen Teilnehmer in den Auftaktrunden des Damen- und des Herren-Doppels aus dem Turnier.
Jetzt auch noch das Knie: Der arg gebeutelte Marc Zwiebler kämpfte sich trotz eines Sturzes ins Viertelfinale durch.

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Badminton-DM: Dauer-Champion Marc Zwiebler ist von einer Virusinfektion geschwächt

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Fünf Mal ist Marc Zwiebler in Bielefeld bereits Deutscher Meister geworden. Meistens war es Formsache für den Weltranglisten-14., den überragenden deutschen Badmintonprofi. In diesem Jahr nicht: Der fünffache Champion ist nach einer Viruserkrankung noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte.

»Körperlich geht es mir zwar wieder ganz gut, aber ich bin immer noch etwas außer Form«, sagte der 27-jährige Bonner am Freitag in der Seidensticker-Halle, wo die Titelkämpfe am Sonntag mit dem großen Finaltag zu Ende gehen. Zwieblers Problem: »Ich bin während der Spiele schneller als sonst außer Atem, und der Mund ist trocken.« Doch der Linkshänder, der vier Mal in Folge den Titel geholt hat, will sich trotz der lästigen Beschwerden erneut durchschlagen. Es sind die Spätfolgen einer Virusinfektion, die er sich im Dezember bei Turnieren in Asien zugezogen hatte. Die Erkrankung hatte ihn zu strikter Bettruhe gezwungen Ñ ungewohnt für einen Profi, der normalerweise von Turnier zu Turnier um den Globus hetzt.
Vom Krankenbett zum Titel lautet nun in Bielefeld das Motto. Bislang lief alles nach Plan. Allerdings musste sich Zwiebler gestern im Achtelfinale 46 Minuten lang beim 21:18, 21:16 gegen den Hamburger Sebastian Rduch mächtig strecken, um die Runde der letzten Acht zu erreichen. Doch die härteren Prüfungen kommen erst noch, und mehr denn je hat der Titelfavorit die Konkurrenz auf der Rechnung. Zwiebler: »Die Chancen für die jüngeren Spieler, mich zu besiegen, waren noch nie so gut. Wenn sie es in diesem Jahr nicht schaffen, dann weiß ich es auch nicht.«
Absagen wie Juliane Schenk, das andere Aushängeschild des Deutschen Badminton-Verbandes (DBV), wollte er die Titelkämpfe aber auf gar keinen Fall - auch nicht, als er sich kurz vor der DM zu allem Überfluss auch noch eine schmerzhafte Verletzung am Ballen der rechten Hand zugezogen hatte. Zwiebler: »Es ist für mich das Selbstverständlichste, mich bei der Meisterschaft zu präsentieren und den Zuschauern den Spaß zu bieten, den wir alle bei unserer Sportart haben.«
Das ehrt den 27-Jährigen, dessen Hauptaugenmerk in dieser Saison dennoch auf den Olympischen Spielen in London liegt. Als Weltranglisten-14. ist er zwar so gut wie qualifiziert, ein gewisses Restrisiko besteht aber noch. Also muss Zwiebler bei den Qualifikationsturnieren bis Ende April weiterhin alles geben. Am liebsten wäre es ihm, wenn er die Qualifikation bereits vorzeitig perfekt machen könnte: »Schließlich möchte ich auch mal gern eine Woche frei haben, ohne krank im Bett zu liegen.«
Schon jetzt hat er sich für seine zweite Teilnahme nach 2008 ein ehrgeiziges Ziel gesteckt: »Olympia ist nur alle vier Jahre und deshalb vier Mal so groß wie eine Weltmeisterschaft. Dabeisein ist vieles, aber auch nicht alles: Ich will versuchen, eine Medaille zu gewinnen.« In Bielefeld aber soll zuvor der sechste DM-Titel her - trotz angeschlagener Gesundheit.