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Fabienne Deprez ruht sich nicht auf ihrem Talent aus

VON ANNE-LENA JASCHINSKI

Bielefeld. Das Wort „Nachwuchshoffnung“ hört sie im Zusammenhang mit ihrer Person nicht gerne. Und doch ist Fabienne Deprez auf dem Weg an die Spitze der deutschen Badminton-Szene. Bei den Deutschen Meisterschaften musste sie sich – wie im Vorjahr – nur der zehn Jahre älteren neuen und alten Meisterin Juliane Schenk geschlagen geben und belegte letztendlich den dritten Platz. Jetzt will die 18-Jährige auch international angreifen. Ein harter Weg.

Auf die Meisterschaften vorbereitet hat sich Deprez im Damen-Olympia-Stützpunkt in Mülheim an der Ruhr, das seit drei Jahren ihr zu Hause ist. Dort beginnen die Tage früh: Von 7.30 bis 9.30 Uhr ist das erste Training angesetzt. Nachmittags, nach der Schule, eine weitere Einheit. Nebenbei büffelt sie für ihr Abitur, das im Frühjahr ansteht. Leistungskurse Englisch und, na klar, Sport.

Für mehr bleibt der für den FC Langenfeld aufschlagenden Monheimerin nicht viel Zeit. „Ich bin ein Familienmensch“, sagt die Linkshänderin. Ihre Eltern sieht sie jedoch derzeit nur während der Turniere. Selbst ihr Geburtstag am Dienstag ist von zwei wichtigen Ereignissen umrahmt: den Deutschen Meisterschaften in Bielefeld und den U-19-Meisterschaften in Duisburg.

Für den Erfolg nimmt sie Stress und den Verzicht auf freie Wochenenden in Kauf. „Ich will 2016 zu Olympia“, formuliert die Linkshänderin, zu deren Stärken eine gute Technik und verzögerte Schläge zählen, ihre Ziele. Aufgewachsen in einer Badminton-begeisterten Familie, bekam Deprez den ersten Schläger in die Hand gedrückt, als sie gerade laufen konnte. Mit sieben Jahren spielte sie erste Turniere, galt seit jeher als großes Talent. „Darauf habe ich mich lange ausgeruht, was sich später als Nachteil herausstellte.“ Heute weiß Deprez, wie wichtig das Training ist, und kennt auch genau ihre Schwächen: „Ich bin nicht wirklich laufbereit.“

Auf dem Platz versucht sie, locker zu bleiben, „auch wenn ich total nervös bin.“ Die Coolness kam ihr auch zugute, als Mixed-Partner Mike Joppien aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig die Saison beenden musste. Kurzerhand spielte sie in Bielefeld mit Ersatz-Partner Maurice Niesner und kam immerhin ins Viertelfinale.

Im Einzel hatte sie sich weitaus mehr vorgenommen: „Wenn ich gehässig wäre, könnte ich sagen, dass die ersten Runden nur zum Warmspielen sind.“ Wenn sie gehässig wäre, würde es sie auch wurmen, dass die Russin Olga Konon kurz vor der Einbürgerung steht und so ihren Platz im Nationalteam gefährdet. Ist sie aber nicht. Deprez weiß, was sie kann und hat den Biss, an sich zu arbeiten. Nach dem Abitur möchte sie sich zwei Jahre lang ganz auf ihre Karriere konzentrieren. Und dabei beweisen, dass sie nicht nur eine „Nachwuchshoffnung“ ist.

Taktisch stark: Fabienne Deprez spielt wohl überlegt und technisch sauber. FOTO: SARAH JONEK

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Während der Titelkämpfe wird viel über einen Standortwechsel diskutiert

VON SARAH JONEK (FOTOS) UND HANS-JOACHIM KASPERS (TEXT)

Bielefeld. Sportlich wurden bei der Deutschen Badminton- Meisterschaft alte Hierarchien zementiert: Vor allem in den Einzeln gab es klare Favoritensiege. Im organisatorischen Bereich war jedoch von einigen Neuerungen, ja sogar von einem Wechsel des Austragungsorts die Rede. Wobei Letzteres nach den langen Jahren, die die Titelkämpfe jetzt schon in Bielefeld stattfinden, einer kleinen Revolution gleichkäme.

Fakt ist, dass der Vertrag, den der Deutsche Badminton-Verband mit Axel Seemanns Play Sportmarketing abgeschlossen hat, im nächsten Jahr ausläuft. Ab 2013 ist die DM also frei – und es liegen offenbar mindestens drei Bewerbungen vor. Eine davon kommt aus Bielefeld, wie Seemann bestätigte: „Wir haben alles nochmal durchgerechnet und die Unterlagen eingereicht.“ Die anderen Anfragen wollte DBV-Vizepräsident Dietrich Heppner nicht näher präzisieren. Der Funktionär kann sich aber vorstellen, dass die Veranstaltung in Bielefeld bleibt. „Wir haben hier einen hohen Standard erreicht und wissen, was wir haben, wenn wir in der Seidensticker Halle bleiben“, sagte Heppner und ergänzte, dass die anderen Angebote sehr überzeugend sein müssten, um einen Wechsel vorzunehmen. Außerdem könne sich niemand sicher sein, ob andernorts mehr Zuschauer kämen. „Wir überlegen in aller Ruhe, was zu tun ist, und werden im Sommer eine Entscheidung treffen“, so Heppner abschließend.

Abonnementsmeister Marc Zwiebler, der ausgesprochen gerne nach Ostwestfalen kommt, „weil ich hier seit vier Jahren nicht verloren habe“, und auch in diesem Jahr nicht einen einzigen Satz abgab, bricht eine Lanze für den Standort Bielefeld: „Die Halle gefällt mir, und die Organisatoren geben sich Mühe – warum sollte man also nur um eines Wechsels willen wechseln?“

Championesse Juliane Schenk könnte sich dagegen vorstellen, auch mal anderswo um die Deutschen Titel zu kämpfen. „Hier in Bielefeld geht’s doch vom Zuschauerzuspruch her irgendwie nicht weiter. Vielleicht sollte man tatsächlich mal versuchen, in einer anderen Region Begeisterung für unseren Sport zu entfachen“, sagte Schenk. Für das Aushängeschild des deutschen Badmintons ist es natürlich ungewohnt, „vor zwei Wochen in Malaysia vor 4.000 Zuschauern zu spielen und dann hier an den ersten beiden Turniertagen vor nicht mal 400“. Doch Kuala Lumpur ist halt nicht Bielefeld und Badminton hierzulande trotz mittlerweile toller internationaler Erfolge nur eine Randsportart.

Warten wir also ab. Im nächsten Jahr können die lautstarken Fans der SG Medizin Heiligenstadt, die schon seit zehn Jahren bei der DM dabei sind, auf jeden Fall nochmal aus Thüringen nach Bielefeld kommen.

© 2011 Neue Westfälische
Bielefelder Tageblatt (MW), Montag 07. Februar 2011

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