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Deutsche Badminton-Meisterschaften bis Sonntag in Bielefeld / Foto: Pierel

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Jan Striewski vom BC Ajax bleibt als Stuhlschiedsrichter des Herren-Finales ganz cool

VON HANS-JOACHIM KASPERS

Bielefeld. Okay, ein bisschen nervös war er schon. „Ist doch klar, wenn du zum ersten Mal ein Endspiel einer Deutschen Meisterschaft leiten darfst – und dann noch das Herren-Finale mit einem absoluten Topstar wir Marc Zwiebler“, meinte Jan Striewski vom BC Ajax Bielefeld, als er eine gute Stunde vor seinem Einsatz bei den Damen zuschaute, um noch einen letzten Kick zu bekommen. In „seinem“ Endspiel, bei dem es zwischenzeitlich spitz auf Knopf stand, lieferte der erst 25 Jahre alte Referee dann eine souveräne Vorstellung ab.

Seit fünf Jahren sitzt der angehende Lehrer für Deutsch, Sozialwissenschaften und Mathematik regelmäßig auf dem Schiedsrichterstuhl, hat schon Endspiele bei deutschen Ranglistenturnieren geleitet. „Eine DM mit Mikrofon und vor so vielen Zuschauern ist aber doch eine andere Nummer“, sagt Striewski, der vor seinem Einsatz sehr viel Unterstützung erhielt: „Nach jedem Spiel, das du hier bei der DM leitest, gibt es Feedback von den DBV-Referees. Und da mich alle nur gelobt haben, muss ich offenbar Einiges richtig gemacht haben.“

So auf seine Aufgabe eingestimmt, überzeugte der Bielefelder auf dem Stuhl mit klaren Ansagen, einer eindeutigen Körpersprache und vor allem auch mit viel Fingerspitzengefühl. „Als Dieter Domke im dritten Satz aus Ärger über einen leicht vergebenen Punkt ins Netz geschlagen hat, hätte man auch eine gelbe Karte zeigen können. Jan hat das nicht getan, das zeugt davon, dass er die Partie gut im Griff hatte“, lobte Oberschiedsrichter Wilfried Jörres. „Ich bin doch noch viel zu sehr Spieler und kann gut nachvollziehen, wenn sich einer aufregt. Da Domke sofort den Arm zur Entschuldigung gehoben hat, war eine Bestrafung nicht nötig“, schilderte Striewski, der für den BC Ajax in der Oberliga aufschlägt, die Situation aus seiner Sicht. Er habe in erster Linie die Aufgabe, deeskalierend auf die Akteure einzuwirken, so sein generelles Vorgehen bei Spielleitungen.

Auch nach dem Finale gab es sofort eine Manöverkritik. „Wilfried Jörres hat mir bestätigt, dass ich meine Sache gut gemacht habe. Ich soll in Zukunft nur ein bisschen mehr lächeln“, berichtete Striewski, der sich aber sicher ist, „dass die Coolness noch kommt, wenn ich öfter mal so wichtige Begegnungen leite“. Jörres führt den Bielefelder sogar auf einer internen Liste für internationale Einsätze: „Wenn er dabei bleibt, hat er gute Chancen, vor allem, weil er ja noch sehr jung ist.“

In den nächsten vier, fünf Jahren will Striewski jedoch nichts davon wissen, nur noch Schiedsrichter zu sein. „Dafür spiele ich selbst viel zu gerne Badminton“, sagt er und nennt als vorrangiges sportliches Ziel, mit dem BC Ajax den Abstieg aus der Oberliga zu vermeiden. „Da Mülheim III gegen Friedrichsdorf verloren hat, sind unsere Chancen wieder gestiegen“, meinte Striewski, der also auch im Spielbetrieb den Überblick behält.

Manöverkritik: Jan Striewski bespricht direkt nach seinem Einsatz mit DBV-Referee Wilfried Jörres (r.), was er im Finale als Schiedsrichter gut oder schlecht gemacht hat.

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Jan Striewski (BC Ajax) war ein souveräner Schiri im Herreneinzel-Finale. Foto: Peter Unger

Ajax-Spieler leitet packendes Herreneinzel-Finale souverän

Bielefeld (WB/jm). Das letzte Wort im Herreneinzel-Finale hatte ein Bielefelder. »Das Spiel wurde gewonnen von Marc Zwiebler mit 21:12/21:23/21:15«, sprach Schiedsrichter Jan Striewski so souverän ins Mikrofon, wie er zuvor das 67 Minuten währende Kampfspiel geleitet hatte.
Der bisherige Höhepunkt seiner Schiri-Laufbahn kam für den Spieler des BC Ajax bei seinem zweiten DM-Einsatz nach 2011 unverhofft. »Ich hätte mir gerne ein leichteres Spiel gewünscht. Das sind zwei Weltklasseleute. Auf solchem Niveau hatte ich noch keine Einsätze. Die beiden spielen in einer Liga über der deutschen Spitze und kennen alle Tricks und Kniffe. Das war eine echte Herausforderung.« Feuertaufe bestanden. »Ich bin zufrieden«, sagte er stolz. Auch Referee Wilfried Jörres lobte den jungen Bielefelder, der seit fünf Jahren als Schiri im Einsatz ist. »Jan hat seine Sache gut gemacht. Nächstes Mal könnte er nur noch ein bisschen lockerer werden und mehr lächeln.« Vielleicht darf Jan Striewski demnächst in Berlin seine internationale Premiere feiern. Die internationale Lizenzstufe zu erreichen, ist ein erstrebenswertes Ziel für ihn.
Die professionelle Neuerung, dass die Schiris erstmalig mit einem Touch-Bildschirm arbeiteten, bescherte den Schiris eine Arbeitserleichterung sowie Statistik-Freaks Prozentwerte wie Schmetterschläge, Netzbälle und andere Gewinnerschläge. »Es ist so nochmal ein halbes Level professioneller geworden.«
Jan Striewskis Beobachtung: »Es ist auffällig, dass der deutsche Nachwuchs massiv an die Führende ranrückt.« Am kommenden Wochenende ist er wieder im Einsatz, in Gera bei den Deutschen Meisterschaften der Jugend U 15 bis U 19. »Da werde ich einen Großteil Spieler aus der Seidensticker Halle wiedertreffen.« Talenten wie Yvonne Li (U 15), Luise Heim (U 17) oder Franziska Volkmann (U 19) traut er eine große Zukunft zu.