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BADMINTON: Deutsche Meisterschaft schon zum zwölften Mal in Bielefeld

VON HANS-JOACHIM KASPERS

Bielefeld. Juliane Schenk kommt. Und Marc Zwiebler auch. Diese Nachricht würde zum Beispiel in Indonesien, einer Hochburg des Badminton, mittlere Volksaufläufe auslösen, denn die beiden deutschen Spitzenspieler haben sich zu internationalen Topstars gemausert und sind dort so bekannt wie hierzulande früher Steffi Graf oder Boris Becker. In Bielefeld, wo ab Donnerstag schon zum zwölften Mal die Deutschen Meisterschaften in dieser Sportart stattfinden, dürfte sich das Fan-Aufkommen dagegen in einem überschaubaren Rahmen halten. Auch wenn Veranstalter Axel Seemann von Play Sportmarketing sich sicher ist, „dass wir auch dieses Mal auf insgesamt 3.500 bis 4.000 Zuschauer kommen werden“.

2010 war ein gutes Jahr für das deutsche Badminton, vor allem dank Schenk und Zwiebler, die sich als Siebte und Fünfzehnter der Weltrangliste in der absoluten Spitze etablieren konnten. „An den beiden führt bei der DM natürlich kein Weg vorbei“, sagt Robert Panasiewicz, der Trainer des Bielefelder Regionalligisten BC Ajax, der in den Einzeldisziplinen weit und breit keine Konkurrenz für die nationalen Aushängeschilder sieht. Da Schenk auch im Mixed und Zwiebler zusätzlich im Herren-Doppel gemeldet hat, hängen auch dort die Trauben für die Konkurrenz ziemlich hoch.

Die Region ist bei den Meisterschaften in diesem Jahr gleich mit acht Aktiven vertreten, die alle das gleiche Ziel haben. „Es wäre schön, in einem Wettbewerb in die zweite Runde einziehen zu können“, sagt – stellvertretend für alle ostwestfälischen Teilnehmer – Nadine Ehlenbröker von Eintracht Bielefeld, die im Einzel, Damen-Doppel (mit ihrer Teamkollegin Britta Kanning) und im Mixed (mit dem Münchener Thomas Nirschl) an den Start geht. Neben Ehlenbröker schlagen Verena Venhaus (BSC Gütersloh) im Damen-Einzel, Jan Blomeyer (BC Ajax) im Herren-Einzel sowie das Herren-Doppel Blomeyer/Falco Bittner, das Damen-Doppel Jacqueline Mazurek/Kira Weddemar und das Mixed Mazurek/Abbas Abdulrahman (alle BC Ajax) bei der DM auf.

Treffpunkt Bielefeld: Die deutsche Badminton-Elite spielt ab übermorgen in der Seidensticker Halle um die DM-Titel. FOTO: OLIVER KRATO

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Vorfreude auf die 59. Deutschen Badminton-Meisterschaften, die zwölften in Bielefeld, von links: Axel Seemann (Turnierorganisation) mit den Lokalmatadoren Kira Weddemar, Verena Venhaus, Falko Bittner, Jacqueline Mazurek und Nadine Ehlenbröker. Foto: Jörg Manthey

Artikel vom 01.02.2011

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Von Jörg Manthey

Bielefeld (WB). »Die Begabung ist ein Geschenk der Götter. Der weitere Weg ist schwere Arbeit,« wird Nicolo Paganini auf der Homepage des 2003 gegründeten 1. BC Ajax zitiert. Diesen Sinnspruch des brillanten Geigenvirtuosen haben sie bei Ajax verinnerlicht. Davon zeugt die Vereinshistorie mit den Serienaufstiegen von der Kreis- bis in die Badminton-Regionalliga.

Wenn heute in einer Woche (3. bis 6. Februar) die Seidensticker Halle zum zwölften Mal Austragungsort der Deutschen Badminton-Meisterschaft ist, stellt der BC Ajax erneut dank Wild Cards des Ausrichters fünf Teilnehmer in den einzelnen Konkurrenzen. Jan Blomeyer (Herreneinzel), Jan Blomeyer/Falko Bittner (Herrendoppel), Abbas Abdulrahman/Jacqueline Mazurek (Mixed) und Jacqueline Mazurek/Kira Weddemar (Damendoppel) gehen, gestählt durch die stark besetzte Regionalliga, mit wenig Ehrfurcht in die Titelkämpfe. Schließlich haben sie gegen nationale Größen wie Andreas Wölk, Fabienne Deprez (FC Langenfeld) oder Mette Stahlberg (Refrath II) schon um Punkte gespielt und sind in den NRW-Ranglisten in vorderen Regionen zu finden.

Klubgründer und Trainer Robert Panasiewics hat seine Schützlinge mit filigraner Arbeit nahe ans Leistungsmaximum geführt. Dass der BC Ajax in der dritthöchsten deutschen Spielklasse wie vor Serienbeginn genau so eingeschätzt »Kanonenfutter« ist, sieglos mit 0:18 Zählern, 6:66 Spielen und 21:137 Sätzen das einsame Tabellenschlusslicht bildet, sorgt dennoch eher für Stolz denn für Verdruss. »Wir freuen uns über jeden gewonnenen Satz. Der Spaß ist immer noch da, auch wenn sich meines Erachtens manche schon etwas zu routiniert in die Niederlage ergeben. Solche Egal-Haltung gefällt mir nicht. Doch die Erfahrung, die sie gemacht haben, wird bleiben,« sagt Panasiewics, dessen heimlicher Wunsch, wenigstens eine Partie siegreich gestalten zu können, sich wohl nicht mehr erfüllt.

»Da muss ich Realist bleiben. Denn das Leben hat unvorhergesehene Zeilen geschrieben,« erläutert Panasiewics. »Wir haben einen großen Aderlass in allen Mannschaften zu verzeichnen und müssen künftig wohl ein bisschen zurückrudern.« Kein Problem - denn Sieger finden immer eine Lösung, hält die philosophisch gespickte Ajax-Homepage parat. Fünf Herren und vier Damen wie Venja Weddemar (Regensburg) oder Abbas Abdulrahman (Erlangen, 2012 Auslandspraktikum) haben Bielefeld aus beruflichen oder privaten Gründen den Rücken gekehrt, Falko Bittner (Ausbildung) und Kira Weddemar ihr Trainingspensum gesenkt. Jan Blomeyer wird am DM-Finaltaggen Slowakei reisen - er absolviert in Bratislava ein Auslandssemester. »Dieser Trend könnte weiter anhalten,« sagt Panasiewics sorgenvoll. »Das wirkt sich natürlich aufs Niveau der Mannschaften aus.« Immerhin könne Jacqueline Mazurek wieder etwas mehr Zeit investieren, was den Damenbereich stabilisiere. Die Regionalliga hat Bielefelds Vorzeigespielern vor Augen geführt, wie schnell auf dieser Ebene gespielt wird. Blomeyer, der unter anderem den Chinesen Zhi Chao Li (Emsdetten) zum Gegner hatte, profitierte ungemein von dem weiteren Qualitätssprung. »Jan arbeitet am professionallsten,« lobt Panasiewics seinen Musterschüler, der auch individuell zielstrebig an der Verbesserung seiner Fitness und Fähigkeiten feile. Ebenso habe Markus Decher mental wie taktisch Rückenwind bekommen. »Seine Spielgestaltung und sein Pausenverhalten haben gewonnen. Markus kanalisiert seine Emotionen jetzt besser aufs Feld.«

Trainer Robert Panasiewics freut sich auf die vier kurzweiligen Tage der Deutschen Meisterschaften; dabei nicht nur auf seine eigenen Spieler, sondern auch die drei Vertreter des klassentieferen Ortsnachbarn TuS Eintracht. »Diese bunte Mischung bei der DM gibt die ganze Vielfalt des Bielefelder Badmintonsports wieder.«

Quelle: Westfalenblatt (27.01.2011)