Top-Sport als Exklusivangebot
2.500 Privilegierte sehen, was 80 Millionen vorenthalten bleibt
VON HANS-JOACHIM KASPERS
Bielefeld. Wer am Wochenende in der Seidensticker Halle war, gehörte zu den 2.500 privilegierten Menschen in Deutschland, die richtig guten Sport zu sehen bekamen. Die übrigen 80 Millionen guckten dagegen in die Röhre: Im Fernsehen wurde – man möchte beinahe sagen: natürlich – nicht ein Ballwechsel von den Deutschen Badminton-Meisterschaften angeboten.
„Dieser Sport hat einfach keine Lobby“, sagte Veranstalter Axel Seemann, der mutmaßt, „dass wir Badminton erst dann zu sehen bekommen, wenn irgendeiner der Redakteure selbst anfängt, Badminton zu spielen“. Statt also die Weltranglisten-Siebte Juliane Schenk bei einem eindrucksvollen Nachweis ihres Könnens zu zeigen – ihr Finalsieg über die Lüdinghausenerin Karin Schnaase war Badminton vom Feinsten –, betätigten sich die öffentlich-rechtlichen TV-Sender am Wochenende mal wieder als Reiseführer auf die Pisten, Loipen und Eiskanäle dieser Welt. Wer sich Skier unterschnallt oder Schlitten fährt, hat – eigentlich völlig unverständlich – halt bessere Karten als Badminton- oder Volleyballspieler.
Der guten Stimmung in der Halle tat diese schon gewohnte mediale Vernachlässigung keinen Abbruch. „Wir haben wieder richtig schöne Tage in Bielefeld erlebt“, lobten Karl-Heinz Kerst, der Präsident des Deutschen Badminton-Verbandes, und Ulrike Thomas, die Geschäftsführerin der Vermarktungsgesellschaft Badminton Deutschland, unisono die Veranstaltung, die schon zum zwölften Mal in der Teuto-Stadt über die Bühne ging.
Axel Seemann freute sich über die freundlichen Worte, möchte aber einen Schritt weiterkommen: „Für das nächste Jahr haben wir uns vorgenommen, mindestens 1.000 Zuschauer mehr in die Halle zu holen.“ Angedacht ist, die 30.000 Badmintonspieler aus Nordrhein-Westfalen gezielt anzusprechen und zur Fahrt nach Bielefeld zu bewegen. „Wir werden da 2012 auch von der Verbandsseite her mehr machen“, versprach Ulrich Schaaf, der Präsident des Landesverbandes, gemeinsam mit Seemann ein über Bielefeld hinaus gehendes Werbekonzept zu entwickeln, mit dem die Vereine gezielt auf die DM in Bielefeld angesprochen werden sollen.
Aus sportlicher Sicht waren die Titelkämpfe für die heimischen Sportler ebenfalls ein Erfolg. Erstmals in der DM-Geschichte kamen mit Nadine Ehlenbröker (TuS Eintracht) sowie Jacqueline Mazurek und Kira Weddemar (BC Ajax) gleich drei Bielefelder Badmintonspielerinnen in die zweite Runde. Fehlt eigentlich nur noch, dass es im nächsten Jahr auch mal ein oder zwei Männer in die zweite Runde schaffen. „Wir arbeiten daran“, meinte Ajax-Coach Robert Panasiewicz. Lassen wir uns also überraschen.
Voller Einsatz
Voller Einsatz: Fabienne Deprez beweist nachdrücklich, wie attraktiv Badminton als Sportart ist. FOTOS (8): SARAH JONEK
Pokal Nummer fünf
Pokal Nummer fünf: Marc Zwiebler braucht bald eine zweite Vitrine für seine Trophäen.