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Damen-Doppel mit Sabrina Sobek vom TuS Eintracht Bielefeld - Eltern fiebern mit

Von Kai Wessel

Bielefeld (WB). Es war ihr großer Tag. Sie schlief bis 11 Uhr. Zum Frühstück gab es ein Käsebrötchen plus Mineralwasser. Dann kurz ins Bad, den Schläger in die Sporttasche, und los. Mutter und Vater warteten schon aufgeregt am Wagen - Familienausflug zu den Deutschen Badminton-Meisterschaften.

Die Geschichte von Sabrina Sobek (21), Landesligaspielerin des TuS Eintracht Bielefeld, begann vor zwei Wochen. Ihre Eltern saßen arglos im Wohnzimmer, als die Tochter plötzlich zur Tür herein stürzte. Vater Herbert Sobek (72) erinnert sich: »Sie strahlte übers ganze Gesicht. Wir dachten, sie hätte im Lotto gewonnen.« Nichts da, viel besser. Die Tochter hatte kurz zuvor erfahren, dass sie für die nationalen Titelkämpfe im Damendoppel nominiert worden war. »Ich hatte mich bei den Westdeutschen Meisterschaften qualifiziert, wusste gar nichts davon. Super.«

Seidensticker Halle, 13.30 Uhr, Court Nummer drei: Es wird ernst. Zusammen mit ihrer Partnerin Elisa Spreemann aus Lippstadt betritt Sabrina Sobek das Spielfeld. Die Studentin wirkt locker. Auf der Tribüne sitzen Vater und Mutter, reiben sich die Hände. »Wir sind nicht nervös.« Behaupten sie.

Aber die Tochter kämpft offenbar mit den Nerven. Gleich beim ersten Ballwechsel verhungert ein einfacher Rückhand-Schlag im Netz - 0:1. Vater Herbert grummelt irgendetwas in sich hinein. 30 Sekunden später hat sich seine Miene aufgehellt. Sabrina und Elisa sind mit 2:1 in Führung gegangen. Ein Schmetterball von Sabrina kracht ins Feld der Gegner. »Hammer«, jubelt Vater Herbert auf der Tribüne. Mutter Angelika klatscht begeistert. Kurz danach steht es allerdings 7:7. Ein Ball der Gegner segelt unerreichbar für Sabrina ins Spielfeldeck. »Aus«, ruft Vater Herbert aus 35 Metern Entfernung. Angelika Sobek muss korrigieren: »Du, der war nicht aus.« Aus 7:8 wird 7:14. Kurz darauf ist der erste Satz mit 15:21 futsch. Die Analyse von Herbert Sobek: »Die anderen sind eingespielter, geben sich immer Zeichen hinterm Rücken. Außerdem muss Sabrina sich mehr bewegen.«

Der Start in Satz zwei nährt die Hoffnung auf Besserung. Fix steht es 4:1. Dann 7:6, 7:7, 8:7. »Durchmarsch jetzt«, fordert Herbert Sobek. Und es sieht gut aus. Angelika Sobek kommt gar nicht mehr aus dem Klatschen heraus. 10:7, 12:8 und 14:10, weil Sabrinas Partnerin Elisa einen tollen Vorhand-Drop auspackt. »Ja«, juchzt Angelika Sobek. Sie wähnt ihre Tochter schon fast im dritten Satz: »Den würde ich gerne noch sehen. Wir haben ja Zeit. Unser Rommé- Abend beginnt erst um acht.«

Doch kurz vorm Ziel platzen alle Träume. Nach 17:16-Führung geht auch der zweite Satz noch mit 18:21 gegen Dörr/Volkmann (Messel/Horn) verloren. Doch von Ärger keine Spur: »Sabrina und Elisa haben ihr Bestes gegeben«, finden Herbert und Angelika Sobek. Und Sabrina? »Als wir die Chance auf den dritten Satz hatten, haben wir vielleicht einen Moment zu lange nachgedacht. Und dann hatten wir Pech, dass Bälle knapp vorbei gingen. Aber es war ein Traum, einmal bei den Deutschen dabei zu sein.« Vielleicht gibt's eine Wiederholung. In 2012. Beim nächsten Familienausflug.

Artikel vom 05.02.2011

 

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Bielefelderin Nadine Ehlenbröker lernt Mixedpartner erst bei der DM kennen

Von Hans Peter Tipp

Bielefeld (WB). Das dürfte das kurioseste Mixed der Badminton-DM in Bielefeld bleiben: Lokalmatadorin Nadine Ehlenbröker und Thomas Nirschl (München) traten am Eröffnungstag gemeinsam an, obwohl sie sich vorher noch nie gesehen hatten.

Das Blind Date der Verbandsligaspielerin des TuS Eintracht Bielefeld, die privat seit zehn Jahren in festen Händen ist, mit dem Zweitligacrack aus München war gestern allerdings ein kurzes Vergnügen. Nach 33 Minuten mussten die ostwestfälisch-bayerische Zufallskombination den in der 2. Bundesliga (Lena Bonnie) und Oberliga (Niclas Lohau) aktiven Kontrahenten trotz gewonnenen ersten Satzes gratulieren.

Von blindem Verständnis waren Ehlenbröker/Nirschl, die beide am Nachmittag auch im Einzel ausschieden, verständlicherweise weit entfernt. Doch nach dem 21:18, 13:21, 10:21 waren sie sich einig: »Es wäre mehr drin gewesen«, sagte Nirschl, der mit zunehmender Spieldauer mit sich haderte. »Irgendwann hatten wir nach dem guten Anfang einen Hänger und sind dann nicht mehr da rausgekommen«, bilanzierte Ehlenbröker.

Zustande gekommen war die ungewöhnliche und bei der DM einmalige Sportbeziehung auf Initiative der 27-jährigen Studentin aus Bielefeld: »Mit den Herren, die bei der Westdeutschen Meisterschaft an meiner Seite waren, war ich mich nicht qualifiziert.« Gut, dass sich der 35-Jährige aus Bayern im Internet ebenfalls auf die Suche begeben hatte. Per E-Mail fanden die beiden zusammen. Gestern Mittag standen sie sich das erste Mal gegenüber. Aber auch das verlief nicht ohne Komplikationen. Ehlenbröker: »Er hatte sein Handy ausgeschaltet, und dann habe ich mich durchgefragt - bei Schiedsrichtern und seinen Vereinskollegen.« 30 Minuten vor Spielbeginn waren alle Hindernisse überwunden: Um 11.30 Uhr schüttelten sie sich auf der Tribüne der Seidensticker Halle zum ersten Mal die Hand. Zeit für Abstimmungen oder Absprachen blieb da natürlich keine mehr. Nach ein paar Schlägen zum Einspielen ging es los. Der erste Satz machte noch Hoffnung, dann aber steigerten sich die Gegner. Von den OWL-Aktiven gelang nur der Jüngsten der Sprung in Runde zwei: Die 16-jährige Verena Venhaus (Gütersloh) setzte sich gegen die 25 Jahre ältere Mirella Engelhardt durch. Später aber kam gegen die gleichaltrige Ramona Hacks doch das Aus. »Sie ist die Jahrgangsbeste«, wusste Venhaus schon vorher.

Heute spielen: 1. Runde: 10 Uhr: Männerdoppel; 11 Uhr: Frauendoppel - 2. Runde: 11 Uhr: Männerdoppel, 12.30 Uhr: Frauendoppel - Achtelfinale: 14 Uhr: Männer, 14.30 Uhr: Mixed, 15.30 Uhr: Frauen, 16 Uhr: Männerdoppel, 16.30 Uhr: Frauendoppel - Spiele mit OWL-Aktiven: 12.30 Uhr: Mazurek/Weddemar (Bielefeld) - Hankammer/Kohlhass (Langenfeld/Wehen), Menne/Otto (Bad Driburg/Hövelhof) - Bühl/Pils (Gifhorn); 13 Uhr: Sobek/Spreemann (Bielefeld/Lippstadt) - Dörr/Volkmann (Messel/Horn)

Artikel vom 04.02.2011

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Wie Badminton Abdulrahman gestärkt hat

Von Jörg Manthey

Bielefeld (WB). Solch ein Malheur passiert nun mal, wenn die nötige Zeit zum regelmäßigen Training fehlt. Weil Abbas Abdulrahman sichtlich stämmiger geworden ist, musste der irakische Nationalspieler in Diensten des BC Ajax seine Kollektion an Badminton-Shorts einmotten und eine Nummer größer wählen.

Die nächste Nebenwirkung: »Leider bin ich auch viel langsamer geworden«, bedauert der 22-Jährige, der mit seiner Leistung im gestrigen Mixed überhaupt nicht zufrieden war. »Ich war nervös und hatte kein Gefühl am Ball. Meine Aufschläge waren richtig schlecht.«

Abbas Abdulrahman ist in Bagdad aufgewachsen. Ein Fluchthelfer half der verfolgten Familie einst, aus dem Irak zu entkommen. Nach abenteuerlicher Wanderung über die Berge ging's mit gefälschten Pässen ins Ausland. 1999 erreichten sie Deutschland, lebten zunächst in der Nähe Rostocks und fanden 2000 in Bielefeld Asyl. Noch immer ist Abdulrahman einer der besten Badmintonspieler der arabischen Welt.

An der Seite seines Doppelpartners Jara Azad, Nummer 200 der Einzel-Weltrangliste, gewann er 2010 die Arabische Meisterschaft. Im Mixed schaffte er es zusammen mit Sana Majad zumindest bis ins Viertelfinale. Einsätze für den Irak dürften indes bald der Vergangenheit angehören. Da Abbas Abdulrahman seit einem halben Jahr deutscher Staatsbürger ist, hat er weisungsgemäß einen Antrag gestellt, die irakische Staatsbürgerschaft abzugeben. »Dieser Prozess zieht sich aber etwa zwei Jahre hin. So lange könnte ich wohl noch für den Irak spielen.«

Doch die widrige Trainingssituation wird nicht besser. Die schulische Ausbildung verlangt einen hohen Einsatz. Sein Lebensmittelpunkt ist seit 2009 Erlangen, dort die Siemens Technik Akademie. Staatlich geprüfter Industrietechnologe mit Schwerpunkt Automatisierungstechnik: So lautet Abdulrahmans Berufsziel. Ab dem 4. April absolviert er in Erlangen ein Praktikum bei Siemens; es geht um Walzwerke-Projektierung und -Inbetriebnahme.

Dass er einst über die Schul-AG der Kuhlo-Realschule zum Badminton fand, sollte sich für den Flüchtlingssohn als goldrichtige Wahl erweisen. Diesem Sport hat er unglaublich viel zu verdanken. »Der BC Ajax ist alles für mich, wie eine kleine Familie«, blickt er auf seinen Reifeprozess zurück. »Und mein Trainer Robert Panasiewicz wie ein zweiter Vater.« 2001 hatte ihn der Pole zunächst beim TuS Eintracht unter seine Fittiche genommen (»Ich habe schnell gesehen, dass er seine Stärken im Doppel hat« und in der Jugend bald zu einem der besten Spieler in NRW geformt.

Da ist es natürlich Ehrensache, dass Abbas Abdulrahman, so lange es irgend geht, weiter jedes Wochenende von Erlangen zu den Punktspielen der Ajax-Landesligamannschaft pendeln wird.